Wildstauden für den Garten

Wilde Schönheiten

Vogelwicke und Schafgarbe

Haben Sie auch schon zufällige Kombinationen von wilden Pflanzen an Wegrändern, auf Wiesen oder auf Brachflächen gesehen, die richtig gelungen sind? Davon kann man sich im Garten inspirieren lassen und einheimische Wildstauden pflanzen. Ökologisch vorteilhaft sind sie sowieso, da es bei vielen Arten darauf spezialisierte Insekten gibt, denen man mit der Pflanzung einen Lebensraum bietet, vor allem, wenn man nicht nur ein Exemplar pflanzt, sondern eine kleine Gruppe.

Genau genommen sind Wildstauden nicht züchterisch bearbeitete Stauden, die irgendwo auf der Welt wild wachsen. Mir geht es hier um einheimische oder seit längerem eingebürgerte Arten, nicht um hübsche, gartenwürdige Pflanzen aus Asien oder Nordamerika. Der Übergang von der Wild- zur Gartenstaude ist allerdings oft fließend, etwa bei Glockenblumen und Akeleien.

Einheimische Wildstauden, am besten aus Ihrer Region, sind an die örtlichen Wettter- und Bodenbedingungen angepasst und überleben dort ohne Pflege. Solche robusten Pflanzen sind im gleichen Beet mit anspruchsvollen Zierpflanzen zu durchsetzungsfähig. Auch optisch funktioniert eine solche Kombination oft nicht, die Wildpflanzen können gegen die großen, bunten Blüten der Zierstauden nicht bestehen. 

Wildstauden für alle Standorte

Für jeden etwas

Heidenelke (Dianthus deltoides)

Gerade bei den schwierigeren Standorten im Garten, wie trockenen Plätzen in der vollen Sonne oder unter Bäumen sind Wildstauden eine pflegeleichte Lösung. Am besten orientieren Sie sich daran, was an vergleichbaren Stellen in der umgebenden Natur wächst. Dort wachsen die Pflanzen, die gut mit Ihrem Klima und dem Boden zurecht kommen.

Trocken und sonnig

Hier empfehlen sich Pflanzen von Trockenrasen und trockenen Hochstaudenfluren, z.B. Brachflächen. Im Dürresommer 2018 ist in meinem Garten die Schafgarbe als besonders trockenheitsverträglich aufgefallen. Von der Schafgarbe werden auch farbige Sorten angeboten, die nach meinem Eindruck etwas anspruchsvoller sind als die weiße Wildform.

Eine Gruppe mit attraktiven Trockenkünstlern sind die Nelken. Hübsche kräftig pinke Blüten hat die  Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum), die zierliche Sandnelke blüht weiß. Die Heidenelke (Dianthus deltoides) wird schon länger in Gärten als Bodendecker für sonnige und trockene Standorte eingesetzt. Auch bei ihren nahen Verwandten, den Leimkräutern (Silene bzw. Lychnis), sind gartengeeignete Arten zu finden.

An sehr trockenen und wenig begangenen Stellen kann man Mauerpfeffer als Rasenersatz verwenden. Er bleibt mit 5-10 cm sehr niedrig, blüht im Sommer gelb. Man liest öfters, daß der Mauerpfeffer durch starkes Aussamen lästig werden kann. In meinem Garten bleibt er gesittet in einem trockenen, relativ wenig betretenen Bereich im "Rasen".

Schatten

Waldgeissbart

Schattige Plätze unter Bäumen sind schwierig zu bepflanzen, wegen der Kombination von Wurzeldruck und Lichtmangel. Hübsch sind Frühblüherteppiche mit Waldpflanzen wie Lerchensporn, Buschwindröschen und Winterlingen. Sie fühlen sich wohl, wenn unter dem Baum ein humusreicher Waldboden ist - also im Herbst das Laub liegen lassen oder bei Laubmangel zusätzlich mulchen.

Rote und Weiße Taubnesseln wachsen unter solchen Bedingungen auch gut, aber sie sind sehr konkurrenzstark. Die lässt man besser nur dort wuchern, wo sie nicht stören. Zu kleinen, zierlichen Frühblühern passen sie eher nicht. Auch Schöllkraut (Chelodonium majus) kann im Garten lästig werden.

Wenn der Pflanzplatz eher halbschattig ist, haben Sie viel mehr Auswahl: Glockenblumen (Campanula persicifolia und C. latifolia), Nachtviole (Hesperis matronalis), Nieswurz (Helleborus foetidus), Akelei (Aquilegia vulgaris), Storchschnabel - um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auch hier ist ein humusreicher Boden wie in einem Laubwald gut.

Imposante 2 m Höhe kann der Waldgeißbart (Aruncus dioicus) erreichen. In meinem Garten ist er auch gut trockenheitsverträglich, aber die Pflanze steht schon recht lange, mindestens 15 Jahre, und hatte genug Zeit, ihre Wurzeln in die Tiefe zu schicken. Bienen und Hummeln lieben ihn. Noch dazu blüht er im Sommer, wenn ertragreiche Blüten knapp werden.

Beschaffung von Wildstauden

Woher nehmen?

Bei manchen Stauden ist es einfach, weil sie schon länger in Gärten gepflanzt werden. Waldgeißbart, um mal ein Beispiel zu nennen, wird von vielen Staudengärtnereien angeboten, ebenso Glockenblumen, Storchschnäbel. Leider informieren Gärtnereien oft nicht über die Herkunft der Arten. Wer weiß schon, daß die Waldsteinie (Waldsteinia geoides) vom Balkan stammt und so in Deutschland nicht wirklich einheimisch ist? Auf der sicheren Seite ist man bei auf Wildstauden spezialisierten Gärtnereien, die einheimische Wildstauden verkaufen.

Optimal aus Naturschutz-Sicht sind "gebietseinheimische" Pflanzen, die aus der eigenen Region stammen. Da wird es mit dem Kaufen schwierig, man muß selber Samen sammeln. Man darf in geringen Mengen Samen aus der Natur entnehmen, aber nicht in Schutzgebieten und auf keinen Fall von geschützten Arten.

 

 

Copyright © Ulrike Grossmann