Worauf achten?

Insektenhotel kaufen

Insektenhotels werden viel verkauft, kleine, preiswerte, eher schlichte von Discountern und Baumärkten, oder kunstvoll gestaltete. Aber erfüllen sie ihren Zweck? Nützen sie den Insekten? Worauf muß man achten, wenn das Insektenhotel nicht nur hübsche Deko sein soll?

Das typische Insektenhotel soll alle glücklich machen, naja, fast alle. Nistplätze für Wildbienen, Überwinterungsquartiere für Schmetterlinge, Schlupfwinkel für Marienkäfer und ein Obdach für Ohrwürmer.  Und das ist schon das erste Problem.

in einem Obstgarten in Hessen

Beispiel 1

Insektenhotel in einem Obstgarten

Das Fach unterm Dach ist bei diesem Insektenhotel mit Stroh gefüllt, als Quartier für Ohrwürmer. Ohrwürmer sind Allesfresser, die gerne auch Wildbienennester ausräumen - keine gute Nachbarschaft für Wildbienen. Ohrwürmer nutzen jeden Schlupfwinkel, den sie finden können. Wenn Ihr Garten nicht sehr kahl und extrem ordentlich ist, dürften sie nicht unter Wohnungsnot leiden. In einem Obstgarten sind sie nützliche Blattlausjäger, ihnen in einem Apfelbaum einen Übernachtungsplatz anzubieten ist sinnvoll, aber bitte getrennt von den Wildbienen!

Die Tannenzapfen sollen Ohrwürmern und Marienkäfer Unterschlupf bieten. Es mag schon sein, daß da gelegentlich mal ein Marienkäfer übernachtet, aber dafür wird Platz verschwendet, den man für Wildbienen sinnvoller nutzen könnte. Dass die Zapfen rausragen und so dem Regen ausgesetzt sind, macht es auch nicht besser. Am einfachsten fördern Sie Marienkäfer, wenn Sie unter Sträuchern und Hecken im Herbst Laub liegen lassen, das ist ihr normales Winterquartier.

Der große Ziegelstein unten ist für Wildbienen gedacht, aber keine der Öffnungen ist bewohnt. Das wundert nicht, denn für Wildbienen ist daran fast alles falsch:

  • die Löcher sind innen rau, keine Wildbiene will sich ihre zarten Flügel verletzen
  • sie sind viel zu groß, maximaler Durchmesser, der akzeptiert wird, ist 1 cm, optimal wären 2- 8 mm.
    Bei zu großen Löchern bräuchte die Biene viel zu viel Baumaterial für die einzelnen Zellen, das sie mühsam transportieren muß.
  • die Löcher sind hinten offen

Immerhin sind 1 1/2 kleine Fächer mit Schilfhalmen gefüllt, die von Wildbienen zum Nisten verwendet werden. Einige Halme sind in der Mitte hell, da wurde die Öffnung von einer Biene verschlossen. Noch besser wäre es, wenn die Halme nicht so ausgefranzte Enden hätten - die zarten Flügel ...

An einer Gartenhütte in Berlin

Beipiel 2

Altes Insektenhotel

Dieses schon etwas ältere Insektenhotel hängt geschützt an der Wand einer Gartenhütte. Positiv fällt die sorgfältige Verarbeitung auf.

Die Holzblöcke mit den Bohrungen sind aktuell nicht bewohnt, aber einige Löcher haben noch Reste von Nistkammern. Leider stimmt die Orientierung der Bohrungen nicht, es wurde ins Hirnholz, d.h. in die Jahresringe gebohrt. Das ist ein sehr häufiger Fehler. So angebohrte Holzblöcke reissen oft auf, und dann sind die Bohrlöcher für Wildbienen nicht mehr verwendbar. Hier sind die Risse relativ klein und unauffällig, wahrscheinlich wurde hochwertiges, gut abgelagertes Hartholz verwendet.

Die vielen kleinen Äste und Pflanzenstengel sind auch nur mäßig sinnvoll. Ein Teil von ihnen ist hohl, die haben Nutzerinnen gefunden, zu erkennen an den hellen Verschlüssen der Nistkammern. Die übrigen Stengel liegen nutzlos herum. Wildbienen, die in markhaltigen Stengeln bauen, suchen nach einzelnen, senkrecht orientierten, nicht nach liegenden Asthaufen.

Hinter dem senkrechten Schlitz ist ein Überwinterungsquartier für Schmetterlinge. Es gibt tatsächlich einige wenige Schmetterlingsarten, die nicht als Ei, Raupe oder Puppe überwintern. Der bekannteste von ihnen dürfte der Zitronenfalter sein, der im trockenen Laub oder in immergrünen Gehölzen überwintert. Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs überstehen den Winter am besten in leicht feuchten Höhlen oder Kellern, in Dachböden vertrocknen sie. Keiner von ihnen wird in ein Winterquartier eines Insektenhotels einziehen. Wie sollten sie es überhaupt finden, wenn sie eine Höhle suchen?

Ach ja, und unten sind mal wieder Zapfen ...

 

Streuobstwiese in Hessen

Beispiel 3

Tonstein als Nisthilfe für Wildbienen

Dieser Tonstein ist nicht so dekorativ wie die beiden Häuschen, aber Wildbienen würden ihn sofort in Ihren Garten hängen. Jedes Loch war schon mal belegt oder ist aktuell in Nutzung. Übrigens werden geeignete Bohrlöcher durchaus wieder besiedelt, sobald die vorherige Generation Bienenlarven geschlüpft ist.

Sehr gut ist bei dem Tonstein auch, daß Löcher mit verschiedenen Durchmessern angeboten werden. So ist er für mehr Arten geeignet.

Mit dem Bügel kann man ihn einfach an einem geschützten, sonnigen Platz aufhängen. Ein geschützter Platz, z.B. an einer Schuppenwand, ist wichtig, da der Ziegel nicht glasiert ist und deshalb Regenwasser aufnimmt.

Empfehlungen

Was tun?

Leider wird immer noch viel Ungeeignetes wie in den beiden ersten Beispielen verkauft. Falls Sie so ein "Insektenhotel"  haben, können Sie es zur Wildbienenvilla umbauen. Einfach  all die Tannenzapfen, Holzwolle, Schneckenhäuser, usw. entfernen und die Fächer mit sauber geschnittenen Schilfhalmen auffüllen.

Falls Sie eine Nisthilfe kaufen möchten, besser nicht ein Insektenhotel für alle, sondern nur für einzelne Gruppen, wie Wildbienen. Achten Sie auf saubere Verarbeitung, hingepfuschtes sieht nicht nur schlecht aus, sondern hält nicht lange und wird seinen Zweck nicht erfüllen.

Viel wichtiger ist aber eine naturnahe Gestaltung Ihres Gartens, dann kümmern sich die Insekten selbst um ihre Unterkünfte, so wie sie es seit vielen Millionen Jahren erfolgreich getan haben.

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